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Alles über deinen Notschirm

Der Rettungsschirm gehört zur Standardausrüstung. Doch welche Systeme von Notschirmen beim Gleitschirmfliegen gibt es und was sind deren Vor- und Nachteile? Wir liefern dir Antworten und Tibor zeigt dir die wichtigsten Merkmale der Systeme im Video.

Jede Gleitschirmpilotin und jeder Gleitschirmpilot hofft, dass er ihn nie braucht: den Notschirm. Doch sollte es die Situation verlangen, dass der Retter geworfen werden muss, ist man froh, wenn man sich zuvor mit dem verwendeten System auseinandergesetzt hat und weiss, worauf zu achten ist. In diesem Blogbeitrag stellen wir dir verschiedene Notschirm-Systeme vor und zeigen dir, was es bei der Wahl des Notschirms zu beachten gilt.

Zwei Systeme

Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Grundsysteme: Ein integriertes Notschirmfach im Gurtzeug sowie den Frontcontainer. Integrierte Notschirme im Gurtzeug zeichnen sich dadurch aus, dass sie fest verbaut und stets zuverlässig montiert sind. Beim Frontcontainer ist der Auslösegriff stets im Blickfeld der Pilotin oder des Piloten, dieses System ist jedoch in der Handhabung etwas umständlicher. Weitere Details zeigt dir Tibor im Video.

Hauptmerkmale FrontcontainerHauptmerkmale Innencontainer
Kann mit mehreren Gurtzeugen verwendet werdenFest verbaut
Bremsgriff jederzeit sichtbarBremsgriff muss auch „blind“ gefunden werden
Kann mit beiden Händen ausgelöst werdenNur mit einer Hand auslösbar
Aufhängung an den Hauptkarabiner (tendenziell sitzende Position nach Auslösung)Aufhängung an den Schultergurten (tendenziell eher aufrechte Position nach Auslösung)
Bei Twist möglicherweise erschwerte AuslösungWenn die Wurfhand blockiert ist, ist eine Auslösung kaum möglich

Kreuzkappe, Rogallo & Co

Auf dem Markt sind verschiedene Rettungsschirmkonstruktionen verfügbar. Am verbreitetsten sind Notschirme, welche nach der Auslösung keine Vorwärtsfahrt aufnehmen und senkrecht sinken (Windstille vorausgesetzt). Dazu zählen beispielsweise Rund- und Kreuzkappenschirme. Diese Notschirme zeichnen sich durch eine einfache Montage, Bedienung und Wartung aus und dürften für eine grosse Pilotengruppe die richtige Wahl sein.

Notschirme, welche nach der Auslösung eine mehr oder weniger ausgeprägte Vorwärtsfahrt aufweisen, sind geübten Pilotinnen und Piloten vorbehalten (das ist etwas für Testpiloten und Acro-Hoschis!). Konstruktionen wie beispielsweise Rogalloschirme sind nach der Auslösung theoretisch zwar gut steuer- und landbar, setzen aber in der Anwendung Übung voraus.

Der Umgang mit steuerbaren Notschirmen muss geübt werden – beispielsweise an unseren Rettungsschirmkursen.

In der Praxis zeigt sich, dass sich die theoretischen Vorteile von steuerbaren Notschirmen bei nicht korrekter Anwendung für den „Otto-Normal-Piloten“ als Nachteile entpuppen können: Da der Notschirm häufig in geringer Höhe ausgelöst wird, kann es sein, dass die Zeit fehlt, um den Hauptschirm am Fliegen zu hindern respektive diesen vom Gurtzeug zu trennen. So kann sich ein System ergeben, das bis zur Landung nicht kontrollierbar ist, jedoch zusätzlich zur Sinkgeschwindigkeit eine Vorwärtsfahrt entwickelt – wodurch auf den Piloten oder die Pilotin zusätzliche Kräfte wirken.

Wann soll ich den Retter werfen?

Der Notschirm wird grundsätzlich dann ausgelöst, wenn eine Flugsituation als unkontrollierbar erscheint. Als Faustregeln ist der Retterwurf bei folgenden Szenarien nötig:

  • Zusammenstoss in der Luft
  • Twist oder andere Situation, in der der Gleitschirm selbständig in eine Spirale (Autorotation) übergeht.
  • Weitere…

Verunfallte Piloten, die behaupten, die Höhe für einen Retterwurf hätte nicht mehr gereicht und sie hätten deshalb nicht zum Notschirm gegriffen, liegen leider falsch. Auch wenn sich der Notschirm aufgrund einer zu geringer Höhe nicht mehr richtig öffnen sollte, kann er dennoch einen Teil der kinetischen Energie aufnehmen und somit die Kräfte reduzieren, welche durch den Aufprall auf den Piloten oder die Pilotin wirken.

Grösse vs. Gewicht

Rettungsschirme sollten weder zu gross noch zu klein gewählt werden. Wichtig ist, dass nach der Auslösung Sinkwerte von 5,5 m/s nicht überschritten werden – dies entspricht einem Sprung aus ca. 1,5m Höhe. Die Sinkgeschwindigkeit ist von Faktoren wie Schirmgrösse, Pendelstabilität, Luftdichte etc. abhängig. So sollten sich beispielsweise Hike&Fly-Pilot:innen gut überlegen, ob sie nicht an einem anderen Ausrüstungsgegenstand Gewicht sparen möchten, zumal die Sinkgeschwindigkeit mit zunehmender Höhe respektive abnehmender Luftdichte zunimmt und ein zu kleiner (leichter) Retter im Notfall fatale Folgen haben kann. Gerne beraten wir dich bei der Wahl deines Rettungsgerätes.

Wichtig: Regelmässige Wartung!

Notschirme sollten regelmässig gelüftet und neu gepackt werden. Der SHV empfiehlt eine halbjährliche Wartung des Rettungsgerätes (gemäss Lötscher/Zeller alle 4 Monate). Bei einer Wartung wird der Notschirm bei idealer Luftfeuchtigkeit gelüftet, was dazu führt, dass sich das Tuch statisch entlädt. Diese Ladung entsteht, weil sich das Tuch im Container reibt. Das kann dazu führen, dass einzelne Tuchbahnen verkleben und sich die Öffnungszeit dadurch verzögert. Gerne lüften wir deinen Notschirm und packen ihn neu.

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